Es fällt daher nicht schwer, sich vorzustellen, dass Refilwe gar nicht dazu kam, selbst zu trauern und sich deshalb nach jemandem sehnte, der ihr Zeit, Geborgenheit und ein offenes Ohr schenken würde. In einem alten Bekannten schien sie all dies zunächst gefunden zu haben. Allerdings verfolgte dieser Bekannte offenbar andere Absichten und Refilwe fühlte sich vom Schicksal so gebeutelt, dass auch sie unkluge Entscheidungen traf. Kurze Zeit später berichtete Refilwe uns unter Tränen, dass sie schwanger geworden war. Ihr Verhalten und die daraus resultierende Situation, vor allem die von ihr empfundene Schande, belasteten sie sehr. Wir konnten in dieser Zeit sehr wichtige Gespräche mit ihr führen über Reue, Buße und vor allem Vergebung. Sie war überaus dankbar zu hören, dass wir ihr, Letlhogonolo, Mpho – zwei der Kinder von Refilwes verstorbener Schwester, die inzwischen bei ihr wohnen (die übrigen Kinder sind bei anderen Verwandten untergebracht) – und nicht zuletzt dem noch ungeborenen Kind weiterhin beistehen und sie unterstützen würden. Während der mit vielen Komplikationen und Krankenhausaufenthalten verbundenen Schwangerschaft war diese Zusage für Refilwe immer wieder ein Hoffnungsschimmer. Am 8. August, nach einer rund 38-stündigen Tortur im bzw. vor dem Kreißsaal, war es aber dann so weit: Thoriso Yadda Mabhunga erblickte das Licht der Welt – und das über einen Monat früher als geplant. Dennoch ist Thoriso kerngesund, hat bereits volles Haar und selbst die Krankenschwestern wunderten sich über ihren ungewöhnlich dunklen Teint und verliehen ihr deshalb den Spitznamen Miracle Baby. Auch Letlhogonolo und Mpho sind unglaublich stolz auf ihre kleine Stiefschwester und verbringen jede freie Minute mit ihr. Wir alle und vor allem Refilwe sind überaus froh, dass sich die Dinge zum Besten gefügt haben. Und das drückt sich auch im Namen ihrer Tochter aus: Thoriso ist Setswana und Yadda Hebräisch, beide Wörter bedeutet jedoch dasselbe, nämlich „Danksagung, Lobpreis“ oder auch „Anbetung“.